Die kurze Antwort auf die Frage, woran Praktizierende eines säkularen DharmaDer Begriff Dharma (Dhamma in Pali) bedeutet wörtlich "das Tragende" oder "das was hält", also das, an was man sich halten kann. Es bezeichnet im säkularen Buddhismus Buddhas Le... Mehr > glauben ist, dass es jeder und jedem selbstDas Selbst oder Ego ist die komplexe Funktion des Geistes, die dazu dient unseren Alltag zu strukturieren und ordnen. Es ist aus buddhistischer Sicht an der Entstehung von Leiden b... Mehr > überlassen bleibt, zu entscheiden, was die beste Interpretation des säkularen DharmaDer Begriff Dharma (Dhamma in Pali) bedeutet wörtlich "das Tragende" oder "das was hält", also das, an was man sich halten kann. Es bezeichnet im säkularen Buddhismus Buddhas Le... Mehr > ist. Das heißt aber nicht, dass sich in den letzten Jahrzehnten nicht bestimmte Schwerpunkte herausgebildet hätten. Ganz grob lassen sich zwei Richtungen ausmachen.
Zwei säkulare Richtungen
Manche bezeichnen sich selbst als “säkulare Dharma-Praktizierende” andere als “säkulare Buddhistinnen”.
Säkulare Dharma-Praktizierende
Die eine Gruppe konzentriert sich eher auf aktuelle Erkenntnisse der Biowissenschaften und sieht den BuddhismusIm allgemeinen Sprachgebrauch versteht man unter Buddhismus die gesamte Lehrtradition (Texte, Lehrer), Praxis und Rituale der buddhistischen Lehre und Ausübung in den jeweiligen K... Mehr > als grundsätzlich kompatibel mit den westlichen Naturwissenschaften an. Diese Gruppe steht häufig einem wissenschaftsbasierten Atheismus nahe.
Unabhängig von ihrer philosophischen Affinität neigen säkulare Dharma-Praktizierende, wenn sie in einer Gemeinschaft zusammenkommen, normalerweise dazu, Weihrauch, Kerzen und religiöse Bilder zu vermeiden. Sie meditieren vielleicht auch eher auf Stühlen als auf Kissen auf dem Boden.
Säkulare Buddhistinnen
Die andere Gruppe verfolgt eine eher individuelle erfahrungsbasierte Herangehensweise, und sieht die Lehren des BuddhaBuddha ist ein Ehrentitel (der Erwachte), der einem Mann namens Siddhartha Gotama gegeben wurde. Buddha bezeichnet einen Menschen, der Bodhi (wörtl.: „Erwachen“) erfahren und ... Mehr > mehr in Übereinstimmung mit der westlichen Philosophie der alten Griechen (z.B. Sokrates, Skeptiker) aber auch des des 20. Jahrhunderts wie z.B. der Phänomenologie, des Existentialismus oder der Hermeneutik.
Säkulare Buddhistinnen erkennen für gewöhnlich die Prinzipien des bedingten oder abhängigen Entstehens – Ursache und Wirkung – an. Sie beherzigen auch die Aufforderung des Buddha zur Kultivierung von achtsamem Gewahrsein auf die Art und Weise wie wir Sinneseindrücke wahrzunehmen. Sie streben danach, voll und ganz für das präsent zu sein, was genau jetzt, genau hier, stattfindet. Ebenso schätzen sie ihre Autonomie und Selbstständigkeit, ganz so wie in einem frühen buddhistischen Text beschrieben, der besagt, dass Menschen, die den Pfad betreten haben, “in den Lehren des Buddha unabhängig von anderen” geworden sind.
Rückbesinnung auf die ursprünglichen Texte
Säkulare Buddhistinnen konzentrieren sich meist, aber nicht ausschließlich, auf die frühesten buddhistischen Lehren des sog. Pali-Kanons. Von besonderem Interesse sind die Lehren des Buddha über die vier edlen WahrheitenVier edle Wahrheiten sind der traditionelle Begriff für den Kern der buddhistischen Lehre, der säkulare Begriff dafür ist Vier Aufgaben. Siehe Vier Aufgaben > Mehr >, die oft als die Vier AufgabenVier Aufgaben sind der säkulare Begriff für die Vier edlen Wahrheiten, den Kern der buddhistischen Lehre. Sie waren Inhalt der ersten Lehrrede des Buddha und sind an zahlreichen ... Mehr > neu interpretiert werden und der achtfache PfadIm säkularen Buddhismus wird als achtfacher Pfad (auch achtgliedriger Pfad) der vierte Aspekt der Vierfachen Aufgabe bezeichnet. Der die acht Glieder bezeichnende Begriff Sammā w... Mehr >.
Diese Vier AufgabenVier Aufgaben sind der säkulare Begriff für die Vier edlen Wahrheiten, den Kern der buddhistischen Lehre. Sie waren Inhalt der ersten Lehrrede des Buddha und sind an zahlreichen ... Mehr > lauten wie folgt:
- Das Leben umarmen, einschließlich des eigenen Leidens, des Leidens aller anderen und des Leidens der Welt;
- Die instinktive ReaktivitätReaktivität im buddhistischen Sinne bezeichnet gewohnheitsmäßige, quasi-automatisch ablaufende Reaktionen, die das Leben in uns hervorruft, wenn wir unreflektiert, unbewusst ein... Mehr > loslassen, die uns dazu bringt, nach Erfahrungen zu greifen, sie zu begehren und sie auf unsere persönlichen Ängste, Wünsche und Verblendungen zu reduzieren;
- Das Enden der Reaktivität erkennen, sei es auch nur für einen Moment, so dass wir uns Erfahrungen öffnen können, in denen wir nicht mehr von Angst, Anhaftung, Stolz, Eifersucht oder Hass angetrieben werden; und
- Von einem Ort der Klarheit aus zu handeln und eine ethische Lebensweise einzuschlagen, in der unsere Menschlichkeit aufblühen kann, in der Art und Weise, wie wir das Leben wahrnehmen, sprechen, handeln, arbeiten, uns einsetzen, aufmerksam sind und unseren Geist ausrichten.
Stephen BatchelorStephen Batchelor ist ein buddhistischer Lehrer und Autor zahlreicher Bücher. Er ist ein Vordenker des säkularen Buddhismus. Mit seiner Frau Martine lebt er in Frankreich. Er hä... Mehr >, ein führender Denker und Autor zu diesem Thema, erklärt, dass säkularer Dharma “etwas ist, das man tut, nicht etwas, an das man glaubt.”
Dieser Beitrag basiert in Teilen auf der Übersetzung des folgenden Artikels durch die Buddhastiftung mit freundlicher Genehmigung von Tricycle: Im Original veröffentlicht als „What do secular dharma practitioners believe?“ in Buddhism for Beginners in Tricycle: The Buddhist Review