Was ist säkularer Buddhismus?

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Von Buddhastiftung

Für Eilige

Säkularer Buddhismus bezeichnet eine westliche Form des Buddhismus. Der Begriff wurde v.a. von Stephen Batchelor geprägt. Der säkulare Buddhismus stützt sich auf dievor allem auf die frühen Aussagen des Siddhartha Gautama (dem historischen Buddha) im Pali-Kanon, den ältesten Niederschriften der buddhistischen Lehre, ist aber offen für andere Texte.

 

Für Neugierige

Was bedeutet säkularer Buddhismus?

Säkularer Dharma betrachtet die Lehren des historischen Buddha, Siddhartha Gautama (Pali: Siddhattha Gotama), sowie die Lehren und Praktiken des Dharma vor dem Hintergrund der modernen globalen Welt. Statt die vier edlen Wahrheiten als Glaubenssätze zu behandeln, die nicht hinterfragt werden dürfen, interpretieren Praktizierende des säkularen Dharma die Lehre als eine weise Empfehlung, vier Aufgaben (oder eine vierfache Aufgabe) zu praktizieren: das Leben zu umarmen, die Reaktivität loszulassen, das Enden der Reaktivität zu erkennen sowie ethisch und geschickt zu handeln. Diese Aufgaben zu praktizieren macht es möglich, auch ohne metaphysische Wahrheitsansprüche eine kontemplative Seins- und Lebensweise zu führen. Menschen, die den säkularen Dharma praktizieren, unterscheiden sich von denjenigen, die zwar eine buddhistische Praxis ausüben, ansonsten aber säkular sind. Zwar gibt es Überschneidungen, doch mit “säkularer Dharma” wird üblicherweise eine andere Bewegung bezeichnet.

Säkulare Buddhisten sind unabhängig und heterogen

Säkularer Dharma ist (noch) keine buddhistische Schule oder “Fahrzeug”. Die Bewegung ist uneinheitlich, es gibt keine Orthodoxie, keinen eigenen Kanon, kein Institutionen. Menschen, die mit dem säkularen Dharma sympathisieren sind meist Teil einer Praxisgemeinschaft mit Anhänger*innen anderer buddhistischer Überzeugungen, jedoch keiner bestimmten.

Mit ihrem aufgeschlossenen Skeptizismus und ihrem Wunsch, der  Dharma möge sich möglichst wirkungsvoll durch die jeweils vorhandenen kulturellen Gegebenheiten ausdrücken, ist die Bewegung „typisch buddhistisch“.

Eine Gruppe von Praktizierenden im Westen umfasst Menschen unterschiedlicher ethnischer Herkunft, die Formen der Praxis, der Gemeinschaft und des Denkens entwickeln, die im Einklang stehen mit fortschrittlichen Werten wie Gleichheit, Teilhabe und demokratischer Selbstbestimmung. Fürsorge steht im Mittelpunkt ihrer Wertvorstellungen und persönliche Entwicklung wird ebenso vorangetrieben wie soziale Gerechtigkeit. Diese dritte Gruppe ist gemeint, wenn von Praktizierenden des säkularen Dharma die Rede ist.

Der Unterschied des säkularen Buddhismus zu den traditionellen Formen

 Der säkulare Buddhismus unterscheidet sich von den bisherigen Traditionen des Buddhismus hauptsächlich dadurch, dass 

  • auf transzendente (jenseitige oder metaphysische) Glaubensinhalte verzichtet wird. Dazu gehören z.B.  Wiedergeburt, Karma in Bezug auf die Wiedergeburt, oder behauptete Wahrheiten, die ausserhalb unserer eigenen Erkenntnismöglichkeiten liegen. Diese Inhalte werden als historische Anpassung der ursprünglichen buddhistischen Lehrinhalte (Dharma) an die jeweilige Kultur aufgefasst, z.B. die Wiedergeburt im indischen Kulturkreis oder Reinkarnation im tibetischen. 
  • er auf Dogmen verzichtet, also Inhalte, die es zu glauben gilt. Es wird betont, dass es ausreichen muss, die zentralen Inhalte des Dharma durch Übungspraxis, persönliche Erfahrung und Vernunft zu bestätigen oder zu verwerfen. Insofern hat säkular die Bedeutung, für unsere jetzige, weitgehend säkularisierte Zeit den Dharma adäquat zu vermitteln.
  • es deshalb auch keines Lehrers bedarf, dem besondere Eigenschaften innewohnen (z.B. Erleuchtung). Unabhängig davon ist ein Lehrer hilfreich, der Inhalte und Praxis des Dharma vermitteln und unterstützen kann im Sinne eines Trainings bzw. Empowerments.
  • es keine Lehrer-SchülerInnen-Hierarchie gibt oder eine Mönch/Nonne-Laien-Hierarchie wie in anderen buddhistischen Traditionen
  • er keinen Mönchs/Nonnen-Orden hat
  • er jedem Menschen die Fähigkeit zuspricht, Buddhas Weg vollumfänglich zu verwirklichen, egal ob Mönch/Nonne oder Laien
  • er andere Traditionen anerkennt, ohne für sich selbst eine Deutungshoheit zu beanspruchen
  • er in diesem Sinne offen, undogmatisch lebensnah und und pluralistisch ist.

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Weniger Buddhismus – mehr Praxis

 Buddhismus ist ein geschichtlich neuer Begriff, der von westlichen Forschern geprägt wurde. Traditionell haben sich Menschen, die Buddhas Lehre praktizierten nie als Buddhisten bezeichnet, sondern als Dharma-Praktizierende.
In diesem Sinn ist es treffender und hilfreicher von einem säkularen Dharma statt von einem säkularen Buddhismus zu sprechen.

Dies spiegelt sich auch wieder in den 10 Thesen zum säkularen Dharma, die die Zielrichtung eines Lebens skizzieren, das sich am säkularen Dharma ausrichtet.

 

Ein Teil des Textes entstammt unserer Übersetzung eines Textes unserer Freunde von Tricycle -vielen Dank für die Genehmigung- im Original veröffentlicht als “What is secular dharma?”

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