Satipatthana Sutta – Originaltext der Vipassana- und Achtsamkeitsmeditation

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Von Buddhastiftung

Satipatthana Sutta – Der Ursprung von Vipassana- und Achtsamkeitsmeditation

Das Satipatthana Sutta, die Lehrrede von den “Grundlagen der Achtsamkeit” ist der Originaltext, auf dem die Vipassana- und Achtsamkeitsmeditation beruhen. Die Lehrrede ist mit geringen Abwandlungen in verschiedenen Versionen im Palikanon enthalten, der ältesten Schriftensammlung des Buddhismus.

Sie ist ein zentraler Bestandteil der Lehre von Gotama, dem historischen Buddha. Auf diesem Text basiert die Vipassana-Meditation und letztlich jede Form der modernen Versionen der Achtsamkeitsmeditation.

Auch moderne Übersetzungen, wie die folgende, sind für Anfänger in manchen Teilen unverständlich, da Begriffe benutzt werden, die in der Alltagssprache nicht geläufig sind oder antike Vorstellungen, wie die der vier Elemente, die wir heute nur noch sinnbildlich verstehen können, wenn unser Bild von der Welt wissenschaftlich geprägt ist.

Übung macht den Meister

Es ist sinnvoll, sich von Lehrenden die umfassende Bedeutung des Textes erklären zu lassen um dann zu sehen, welche Bedeutung Satipatthana, die “Grundlagen der Achtsamkeit”, für das eigene Leben haben kann. Und das wichtigste: Satipatthana ist eine praktische Übungsanleitung zur Meditation und kein Text für lange Diskussionen.

Satipatthana – Der direkte Weg

Übersetzung des Satipatthana-Sutta von Bhikkhu Analayo auf Basis M I 55-63 (= MN 10=Majjhima-nikaya, Sutta Nr. 10

So habe ich gehört: Einmal lebte der Erhabene im Land der Kuru bei einer ihrer Städte namens Kammasadamma. Dort sprach er die Mönche an: „Ihr Mönche!“ – „Ehrwürdiger!“, antworteten sie. Der Erhabene sagte dies:

[DIREKTER WEG:]²

„Ihr Mönche, dies ist der direkte Weg zur Läuterung der Wesen, zur Überwindung von Kummer und Wehklage, zum Beenden von dukkha und Betrübtheit, zur Erlangung der richtigen Methode, zur Verwirklichung von Nibbana, nämlich die vier satipatthanas.

[DEFINITION:]

Welche vier? Hier, ihr Mönche, verweilt ein Mönch hinsichtlich  des Körpers den Körper betrachtend, unermüdlich, wissensklar und achtsam, frei von Verlangen und Betrübtheit hinsichtlich der Welt. Hinsichtlich der Ge- fühle verweilt er die Gefühle betrachtend, unermüdlich, wissensklar und achtsam, frei von Verlangen und Betrübtheit hinsichtlich der Welt. Hin- sichtlich des Geistes verweilt er den Geist betrachtend, unermüdlich, wissensklar und achtsam, frei von Verlangen und Betrübtheit hinsichtlich der Welt. Hinsichtlich der dhammas verweilt er dhammas betrachtend, unermüdlich, wissensklar und achtsam, frei von Verlangen und Betrübtheit hin- sichtlich der Welt.

[ATMUNG:]

Und wie, ihr Mönche, verweilt er hinsichtlich des Körpers den Körper betrachtend? Hier, nachdem er in den Wald oder zum Fuße eines Baumes  oder zu einer unbewohnten Hütte gegangen ist, setzt er sich nieder; und [nachdem] er sich mit gekreuzten Beinen gesetzt, den Körper aufgerichtet und Achtsamkeit [geistig] in den Vordergrund gebracht hat, atmet er acht- sam ein, atmet achtsam aus.

Lang einatmend weiß er: ‚Ich atme lang ein’; lang ausatmend weiß er: ‚Ich atme lang aus’; kurz einatmend weiß er: ‚Ich atme kurz ein’; kurz aus- atmend weiß er: ‚Ich atme kurz aus’. Er übt sich so: ‚Ich werde, den ganzen Körper empfindend, einatmen’; er übt sich so: ‚Ich werde, den ganzen Kör- per empfindend, ausatmen’. Er übt sich so: ‚Ich werde, die Körperformation beruhigend, einatmen’; er übt sich so: ‚Ich werde, die Körperformation beruhigend, ausatmen’.

Gerade wie ein geschickter Drechsler oder sein Lehrling, wenn er eine lange Drehung macht, weiß: ‚Ich mache eine lange Drehung’, oder wenn er eine kurze Drehung macht, weiß: ‚Ich mache eine kurze Drehung’, so weiß der Mönch lang einatmend auch: ‚Ich atme lang ein’, … [weiter wie oben].

[KEHRVERS:]

Auf diese Weise verweilt er hinsichtlich des Körpers den Körper innerlich betrachtend, oder er verweilt hinsichtlich des Körpers den Körper äußerlich betrachtend, oder er verweilt hinsichtlich des Körpers den Körper sowohl innerlich als auch äußerlich betrachtend. Er verweilt, die Natur des Entstehens im Körper betrachtend, oder er verweilt, die Natur des Vergehens im Körper betrachtend, oder er verweilt, die Natur sowohl des Entstehens als auch des Vergehens im Körper betrachtend.  Die  Achtsamkeit  ‚Ein Körper ist da’ ist in ihm gegenwärtig in dem Maße, das zum reinen Erkennen und für andauernde Achtsamkeit erforderlich ist. Und er verweilt unabhängig,  an nichts in der Welt haftend. Genau so verweilt er hinsichtlich des Körpers, den Körper betrachtend.

[KÖRPERHALTUNGEN:]

Sodann, ihr Mönche, weiß er beim Gehen: ‚Ich gehe’, beim Stehen weiß er: ‚Ich stehe’, beim Sitzen weiß er: ‚Ich sitze’, beim Niederlegen weiß er: ‚Ich lege mich nieder’, oder er weiß der Haltung entsprechend, in der sich der Körper gerade befindet.

[KEHRVERS:]

Auf diese Weise verweilt er hinsichtlich des Körpers den Körper innerlich … äußerlich … sowohl innerlich als auch äußerlich betrachtend. Er verweilt, die Natur des Entstehens … des Vergehens … sowohl des Entstehens als auch des Vergehens im Körper betrachtend. Die Achtsamkeit ‚Ein Kör- per ist da’ ist in ihm gegenwärtig in dem Maße, das zum reinen Erkennen und für andauernde Achtsamkeit erforderlich ist. Und er verweilt unabhängig, an nichts in der Welt haftend. Auch so verweilt er hinsichtlich des Körpers, den Körper betrachtend.

[AKTIVITÄTEN:]

Sodann, ihr Mönche, handelt er wissensklar beim Vorwärts- und Zurück- gehen, er handelt wissensklar beim Hinblicken und Wegblicken; er handelt wissensklar beim Beugen und Strecken seiner Glieder; er handelt wissens- klar beim Tragen von Obergewand, Essensschale und Robe; er handelt wissensklar beim Essen und Trinken, beim Kauen und Schmecken; er handelt wissensklar beim Entleeren von Kot und Urin; er handelt wissensklar beim Gehen, Stehen und Sitzen, beim Einschlafen und Aufwachen, beim Sprechen und Schweigen.

[KEHRVERS:]

Auf diese Weise verweilt er hinsichtlich des Körpers den Körper innerlich … äußerlich … sowohl innerlich als auch äußerlich betrachtend. Er verweilt, die Natur des Entstehens … des Vergehens … sowohl des Entstehens als auch des Vergehens im Körper betrachtend. Die Achtsamkeit ‚Ein Kör- per ist da’ ist in ihm gegenwärtig in dem Maße, das zum reinen Erkennen und für andauernde Achtsamkeit erforderlich ist. Und er verweilt unabhängig, an nichts in der Welt haftend. Auch so verweilt er hinsichtlich des Körpers, den Körper betrachtend.

[ANATOMISCHE TEILE:]

Sodann, ihr Mönche, untersucht er prüfend ebendiesen Körper, von den Fußsohlen aufwärts und von den Haarspitzen abwärts, von Haut umschlossen, angefüllt mit vielen Arten von Unreinheit: In diesem Körper gibt es Kopfhaare, Körperhaare, Nägel, Zähne, Haut, Fleisch, Sehnen, Knochen, Knochenmark, Nieren, Herz, Leber, Zwerchfell, Milz, Lunge, Gedärm, Gekröse, Mageninhalt, Exkremente, Galle, Schleim, Eiter, Blut,  Schweiß,  Fett, Tränen, Talg, Speichel, Nasenschleim, Gelenkflüssigkeit und Urin.

Gerade so, als wäre da ein Beutel mit einer Öffnung an jedem Ende, gefüllt mit vielen Arten von Körnern, wie Hügelreis, roter Reis, Bohnen, Erbsen, Hirse und weißer Reis, und ein scharfsichtiger Mann würde ihn öffnen und ihn so untersuchen: Das ist Hügelreis, das ist roter Reis, das sind Bohnen, das sind Erbsen, das ist Hirse, das ist weißer Reis – so sieht er auch ebendiesen Körper … [weiter wie oben].

[KEHRVERS:]

Auf diese Weise verweilt er hinsichtlich des Körpers den Körper innerlich… äußerlich … sowohl innerlich als auch äußerlich betrachtend. Er verweilt, die Natur des Entstehens … des Vergehens … sowohl des Entstehens als auch des Vergehens im Körper betrachtend. Die Achtsamkeit ‚Ein Kör- per ist da’ ist in ihm gegenwärtig in dem Maße, das zum reinen Erkennen und für andauernde Achtsamkeit erforderlich ist. Und er verweilt unabhängig, an nichts in der Welt haftend. Auch so verweilt er hinsichtlich des Körpers, den Körper betrachtend.

[ELEMENTE:]

Sodann, ihr Mönche, untersucht er prüfend ebendiesen Körper, gleich wo und in welcher Haltung er sich befindet, als aus Elementen bestehend: In diesem Körper gibt es das Erdelement, das Wasserelement, das Feuerelement und das Windelement. Gerade so, als hätte ein geschickter Schlächter oder sein Lehrling eine Kuh geschlachtet und säße an einer Straßenkreuzung mit dem in Einzelteile zerlegten Tier, so sieht er auch ebendiesen Körper … [weiter wie oben].

[KEHRVERS:]

Auf diese Weise verweilt er hinsichtlich des Körpers den Körper innerlich … äußerlich … sowohl innerlich als auch äußerlich betrachtend. Er verweilt, die Natur des Entstehens … des Vergehens … sowohl des Entstehens als auch des Vergehens im Körper betrachtend. Die Achtsamkeit ‚Ein Kör- per ist da’ ist in ihm gegenwärtig in dem Maße, das zum reinen Erkennen und für andauernde Achtsamkeit erforderlich ist. Und er verweilt unabhängig, an nichts in der Welt haftend. Auch so verweilt er hinsichtlich des Körpers, den Körper betrachtend.

[VERWESENDER LEICHNAM:]

Sodann, ihr Mönche, als sähe er einen Leichnam, hingeworfen auf einem Leichenfeld – einen Tag, zwei oder drei Tage tot, aufgedunsen, bläulich verfärbt, aus dem Flüssigkeiten sickern … wie er von Krähen, Falken, Geiern, Hunden, Schakalen oder verschiedenen Arten von Würmern verschlungen wird … ein Skelett mit Fleisch und Blut, von Sehnen zusammen- gehalten … ein fleischloses Skelett, blutverschmiert, von Sehnen zusammengehalten … ein Skelett ohne Fleisch und Blut, von Sehnen zusammen- gehalten … voneinander gelöste Knochen, in alle Richtungen zerstreut … weiß gebleichte Knochen, von der Farbe der Muschelschalen … aufeinander gehäufte Knochen, über ein Jahr alt … morsche Knochen, zu Staub zerfallend – vergleicht er ebendiesen Körper damit: Auch dieser Körper ist von derselben Art, so wird er sein, er ist von diesem Schicksal nicht ausgenommen.³

[KEHRVERS:]

Auf diese Weise verweilt er hinsichtlich des Körpers den Körper innerlich… äußerlich … sowohl innerlich als auch äußerlich betrachtend. Er verweilt, die Natur des Entstehens … des Vergehens … sowohl des Entstehens als auch des Vergehens im Körper betrachtend. Die Achtsamkeit ‚Ein Kör- per ist da’ ist in ihm gegenwärtig in dem Maße, das zum reinen Erkennen und für andauernde Achtsamkeit erforderlich ist. Und er verweilt unabhängig, an nichts in der Welt haftend. Auch so verweilt er hinsichtlich des Körpers, den Körper betrachtend.

[GEFÜHLE:]

Und wie, ihr Mönche, verweilt er hinsichtlich der Gefühle, die Gefühle betrachtend?

Hier, wenn er ein angenehmes Gefühl empfindet, weiß er: ‚Ich empfinde ein angenehmes Gefühl’; wenn er ein unangenehmes Gefühl empfindet, weiß er: ‚Ich empfinde ein unangenehmes Gefühl’; wenn er ein neutrales Gefühl empfindet, weiß er: ‚Ich empfinde ein neutrales Gefühl’.

Wenn er ein weltliches angenehmes Gefühl empfindet, weiß er: ‚Ich empfinde ein weltliches angenehmes Gefühl’; wenn er ein nichtweltliches angenehmes Gefühl empfindet, weiß er: ‚Ich empfinde ein nichtweltliches angenehmes Gefühl’; wenn er ein weltliches unangenehmes Gefühl empfindet, weiß er: ‚Ich empfinde ein weltliches unangenehmes Gefühl’; wenn er ein nichtweltliches unangenehmes Gefühl empfindet, weiß er: ‚Ich empfinde ein nichtweltliches unangenehmes Gefühl’; wenn er ein weltliches neutrales Gefühl empfindet, weiß er: ‚Ich empfinde ein weltliches neutrales Gefühl’; wenn er ein nichtweltliches neutrales Gefühl empfindet, weiß er: ‚Ich empfinde ein nichtweltliches neutrales Gefühl’.

[KEHRVERS:]

Auf diese Weise verweilt er hinsichtlich der Gefühle die Gefühle innerlich… äußerlich … sowohl innerlich als auch äußerlich betrachtend. Er verweilt, die Natur des Entstehens … des Vergehens … sowohl des Entstehens als auch des Vergehens in den Gefühlen betrachtend. Die Achtsamkeit ‚Ge- fühl ist da’ ist in ihm gegenwärtig in dem Maße, das zum reinen Erkennen und für andauernde Achtsamkeit erforderlich ist. Und er verweilt unabhängig, an nichts in der Welt haftend. Genau so verweilt er hinsichtlich der Gefühle, die Gefühle betrachtend.

[GEIST:]

Und wie, ihr Mönche, verweilt er hinsichtlich des Geistes, den Geist betrachtend?

Hier erkennt er einen Geist voller Begierde als ‚voller Begierde’ und einen Geist ohne Begierde als ‚ohne Begierde’; er erkennt einen  zornigen Geist als ‚zornig’ und einen zornlosen Geist als ‚zornlos’; er erkennt einen verblendeten Geist als ‚verblendet’ und einen nicht verblendeten Geist als ‚nicht verblendet’; er erkennt einen zusammengezogenen Geist als ‚zusammengezogen’ und einen zerstreuten Geist als ‚zerstreut’; er erkennt einen weiten Geist als ‚weit’ und einen engen Geist als ‚eng’; er erkennt einen übertreffbaren Geist als ‚übertreffbar’ und einen unübertreffbaren Geist als ‚unübertreffbar’; er erkennt einen konzentrierten Geist als ‚konzentriert’ und einen unkonzentrierten Geist als ‚unkonzentriert’; er erkennt einen befreiten Geist als ‚befreit’ und einen unbefreiten Geist als ‚unbefreit’.

[KEHRVERS:]

Auf diese Weise verweilt er hinsichtlich des Geistes den Geist innerlich … äußerlich … sowohl innerlich als auch äußerlich betrachtend. Er verweilt, die Natur des Entstehens … des Vergehens … sowohl des Entstehens als auch des Vergehens im Geist betrachtend. Die Achtsamkeit ‚Geist ist da’ ist in ihm gegenwärtig in dem Maße, das zum reinen Erkennen und für andauernde  Achtsamkeit erforderlich ist. Und er verweilt unabhängig, an nichts in der Welt haftend. Genau so verweilt er hinsichtlich des Geistes, den Geist betrachtend.

[HINDERNISSE:]

Und wie, ihr Mönche, verweilt er hinsichtlich der dhammas, dhammas betrachtend? Hier verweilt er hinsichtlich der dhammas, dhammas in der Form der fünf Hindernisse betrachtend. Und wie verweilt  er  hinsichtlich der dhammas, dhammas in der Form der fünf Hindernisse betrachtend?

Wenn Sinnesbegierde in ihm vorhanden ist, erkennt er: ‚In mir ist Sinnesbegierde’; wenn Sinnesbegierde nicht in ihm vorhanden ist, erkennt er: ‚In mir ist keine Sinnesbegierde’. Und er erkennt, wie nicht entstandene Sinnesbegierde entstehen kann, wie entstandene Sinnesbegierde überwunden werden kann und wie dem künftigen Entstehen der überwundenen Sinnesbegierde vorgebeugt werden kann.

Wenn Übelwollen in ihm vorhanden ist, erkennt er: ‚In mir ist Übelwollen’; wenn Übelwollen nicht in ihm vorhanden ist, erkennt er: ‚In mir ist  kein Übelwollen’. Und er erkennt, wie nicht entstandenes Übelwollen entstehen kann, wie entstandenes Übelwollen überwunden werden kann und wie dem künftigen Entstehen des überwundenen Übelwollens vorgebeugt werden kann.

Wenn Dumpfheit und Mattheit in ihm vorhanden ist, erkennt er: ‚In mir ist Dumpfheit und Mattheit’; wenn Dumpfheit und Mattheit nicht in ihm vorhanden ist, erkennt er: ‚In mir ist keine Dumpfheit und Mattheit’. Und     er erkennt, wie nicht entstandene Dumpfheit und Mattheit entstehen kann, wie entstandene Dumpfheit und Mattheit überwunden werden kann und wie dem künftigen Entstehen der überwundenen Dumpfheit und Mattheit vorgebeugt werden kann.

Wenn Rastlosigkeit und Sorge in ihm vorhanden ist, erkennt er: ‚In mir ist Rastlosigkeit und Sorge’; wenn Rastlosigkeit und Sorge nicht in ihm vorhanden ist, erkennt er: ‚In mir ist keine Rastlosigkeit und Sorge’. Und er erkennt, wie nicht entstandene Rastlosigkeit und Sorge entstehen kann, wie entstandene Rastlosigkeit und Sorge überwunden werden kann und wie dem künftigen Entstehen der überwundenen Rastlosigkeit und Sorge vorgebeugt werden kann.

Wenn Zweifel in ihm vorhanden ist, erkennt er: ‚In mir ist  Zweifel’;  wenn Zweifel nicht in ihm vorhanden ist, erkennt er: ‚In mir ist kein Zwei- fel’. Und er erkennt, wie nicht entstandener Zweifel entstehen kann, wie entstandener Zweifel überwunden werden kann und wie dem künftigen Entstehen des überwundenen Zweifels vorgebeugt werden kann.

[KEHRVERS:]

Auf diese Weise verweilt er hinsichtlich der dhammas, dhammas innerlich… äußerlich … sowohl innerlich als auch äußerlich betrachtend. Er verweilt, die Natur des Entstehens … des Vergehens … sowohl des Entstehens als auch des Vergehens in den dhammas betrachtend. Die Achtsamkeit ‚dhammas sind da’ ist in ihm gegenwärtig in dem Maße, das zum reinen Erkennen und für andauernde Achtsamkeit erforderlich ist. Und er verweilt unabhängig, an nichts in der Welt haftend. Genau so verweilt er hinsichtlich der dhammas, dhammas in der Form der fünf Hindernisse betrachtend.

[DASEINSGRUPPEN:]

Sodann, ihr Mönche, verweilt er hinsichtlich der  dhammas,  dhammas  in der Form der fünf Daseinsgruppen des Anhaftens betrachtend. Und wie verweilt er hinsichtlich der dhammas, dhammas in der Form der fünf Daseinsgruppen des Anhaftens betrachtend?

Hier erkennt er: ‚So ist die materielle Form’, ‚so ist das Entstehen der materiellen Form’, ‚so ist das Vergehen der materiellen Form’. ‚So ist das Gefühl’, ‚so ist das Entstehen des Gefühls’, ‚so ist das Vergehen  des  Gefühls’. ‚So ist die Wahrnehmung’, ‚so ist das Entstehen der Wahrnehmung’, ‚so ist das Vergehen der Wahrnehmung’. ‚So sind die Willensregungen’, ‚so ist das Entstehen der Willensregungen’, ‚so ist das Vergehen der Willensregungen’. ‚So ist das Bewusstsein’, ‚so ist das Entstehen des Bewusstseins’, ‚so ist das Vergehen des Bewusstseins’.

[KEHRVERS:]

Auf diese Weise verweilt er hinsichtlich der dhammas, dhammas innerlich… äußerlich … sowohl innerlich als auch äußerlich betrachtend. Er verweilt, die Natur des Entstehens … des Vergehens … sowohl des Entstehens als auch des Vergehens in den dhammas betrachtend. Die Achtsamkeit ‚dhammas sind da’, ist in ihm gegenwärtig in dem Maße, das zum reinen Erkennen und für andauernde Achtsamkeit erforderlich ist. Und er verweilt unabhängig, an nichts in der Welt haftend. Genau so verweilt er hinsichtlich der dhammas, die dhammas in der Form der fünf Daseinsgruppen des Anhaftens betrachtend.

[SINNESBEREICHE:]

Sodann, ihr Mönche, verweilt er hinsichtlich der  dhammas,  dhammas  in der Form der sechs innerlichen und äußerlichen Sinnesbereiche betrachtend. Und wie verweilt er hinsichtlich der dhammas, dhammas in der Form der sechs innerlichen und äußerlichen Sinnesbereiche betrachtend?

Hier erkennt er das Auge, er erkennt Formen, und er erkennt die Fessel, die in Abhängigkeit von beiden entsteht, und er erkennt auch,  wie  eine nicht entstandene Fessel entstehen kann, wie eine entstandene Fessel über- wunden werden kann und wie dem künftigen Entstehen der überwundenen Fessel vorgebeugt werden kann.

Er erkennt das Ohr, er erkennt Klänge, und er erkennt die Fessel, die in Abhängigkeit von beiden entsteht, und er erkennt auch, wie eine nicht entstandene Fessel entstehen kann, wie eine entstandene Fessel überwunden werden kann und wie dem künftigen Entstehen der überwundenen Fessel vorgebeugt werden kann.

Er erkennt die Nase, er erkennt Gerüche, und er erkennt die Fessel, die  in Abhängigkeit von beiden entsteht, und er erkennt auch, wie eine nicht entstandene Fessel entstehen kann, wie eine entstandene Fessel überwunden werden kann und wie dem künftigen Entstehen der überwundenen Fessel vorgebeugt werden kann.

Er erkennt die Zunge, er erkennt Geschmäcke, und er erkennt die Fes- sel, die in Abhängigkeit von beiden entsteht, und er erkennt auch, wie eine nicht entstandene Fessel entstehen kann, wie eine entstandene Fessel über- wunden werden kann und wie dem künftigen Entstehen der überwundenen Fessel vorgebeugt werden kann.

Er erkennt den Körper, er erkennt Tastbares, und er erkennt die Fessel, die in Abhängigkeit von beiden entsteht, und er erkennt auch,  wie  eine nicht entstandene Fessel entstehen kann, wie eine entstandene Fessel über- wunden werden kann und wie dem künftigen Entstehen der überwundenen Fessel vorgebeugt werden kann.

Er erkennt den Geist, er erkennt Geistesobjekte, und er erkennt die Fessel, die in Abhängigkeit von beiden entsteht, und er erkennt auch, wie eine nicht entstandene Fessel entstehen kann, wie eine entstandene Fessel über- wunden werden kann und wie dem künftigen Entstehen der überwundenen Fessel vorgebeugt werden kann.

[KEHRVERS:]

Auf diese Weise verweilt er hinsichtlich der dhammas, dhammas innerlich… äußerlich … sowohl innerlich als auch äußerlich betrachtend. Er verweilt, die Natur des Entstehens … des Vergehens … sowohl des Entstehens als auch des Vergehens in den dhammas betrachtend. Die Achtsamkeit ‚dhammas sind da’ ist in ihm gegenwärtig in dem Maße, das zum reinen Erkennen und für andauernde Achtsamkeit erforderlich ist. Und er verweilt unabhängig, an nichts in der Welt haftend. Genau so verweilt er hinsichtlich der dhammas, dhammas in der Form der sechs innerlichen und äußerlichen Sinnesbereiche betrachtend.

[ERWACHENSFAKTOREN:]

Sodann, ihr Mönche, verweilt er hinsichtlich der  dhammas,  dhammas  in der Form der sieben Erwachensfaktoren betrachtend. Und wie verweilt er hinsichtlich der dhammas, dhammas in der Form der sieben Erwachensfaktoren betrachtend?

Hier erkennt er, wenn der Erwachensfaktor Achtsamkeit in ihm vorhanden ist: ‚Der Erwachensfaktor Achtsamkeit ist in mir’; wenn der Erwachensfaktor Achtsamkeit nicht in ihm vorhanden ist, erkennt er: ‚Der Erwachensfaktor Achtsamkeit ist nicht in mir’; er erkennt, wie der nicht entstandene Erwachensfaktor Achtsamkeit entstehen kann und wie der entstandene Erwachensfaktor Achtsamkeit durch Entwicklung vervollkommnet wer- den kann.

Wenn der Erwachensfaktor Ergründung der dhammas in ihm vorhanden ist, erkennt er: ‚Der Erwachensfaktor Ergründung der dhammas ist in mir’; wenn der Erwachensfaktor Ergründung der dhammas nicht in ihm vorhanden ist, erkennt er: ‚Der Erwachensfaktor Ergründung der dhammas ist nicht in mir’; er erkennt, wie der nicht entstandene Erwachensfaktor Ergründung der dhammas entstehen kann und wie der entstandene Erwachensfaktor Ergründung der dhammas durch Entwicklung vervollkommnet werden kann.

Wenn der Erwachensfaktor Energie in ihm vorhanden ist, erkennt er: ‚Der Erwachensfaktor Energie ist in mir’; wenn der Erwachensfaktor Energie nicht in ihm vorhanden ist, erkennt er: ‚Der Erwachensfaktor Energie    ist nicht in mir’; er erkennt, wie der nicht entstandene Erwachensfaktor Energie entstehen kann und wie der entstandene Erwachensfaktor Energie durch Entwicklung vervollkommnet werden kann.

Wenn der Erwachensfaktor Freude in ihm vorhanden ist, erkennt er: ‚Der Erwachensfaktor Freude ist in mir’; wenn der Erwachensfaktor Freude nicht in ihm vorhanden ist, erkennt er: ‚Der Erwachensfaktor Freude ist nicht in mir’; er erkennt, wie der nicht entstandene Erwachensfaktor Freu- de entstehen kann und wie der entstandene Erwachensfaktor Freude durch Entwicklung vervollkommnet werden kann.

Wenn der Erwachensfaktor Ruhe in ihm vorhanden ist, erkennt er: ‚Der Erwachensfaktor Ruhe ist in mir’; wenn der Erwachensfaktor Ruhe nicht in ihm vorhanden ist, erkennt er: ‚Der Erwachensfaktor Ruhe ist nicht in mir’; er erkennt, wie der nicht entstandene Erwachensfaktor Ruhe entstehen kann und wie der entstandene Erwachensfaktor Ruhe durch Entwicklung vervollkommnet werden kann.

Wenn der Erwachensfaktor Konzentration in ihm vorhanden ist, er- kennt er: ‚Der Erwachensfaktor Konzentration ist in mir’; wenn der Erwachensfaktor Konzentration nicht in ihm vorhanden ist, erkennt er: ‚Der Erwachensfaktor Konzentration ist nicht in mir’; er erkennt, wie der nicht entstandene Erwachensfaktor Konzentration entstehen kann und wie der entstandene Erwachensfaktor Konzentration durch Entwicklung vervollkommnet werden kann.

Wenn der Erwachensfaktor Gleichmut in ihm vorhanden ist, erkennt er: ‚Der Erwachensfaktor Gleichmut ist in mir’; wenn der Erwachensfaktor Gleichmut nicht in ihm vorhanden ist, erkennt er: ‚Der Erwachensfaktor Gleichmut ist nicht in mir’; er erkennt, wie der nicht entstandene Erwachensfaktor Gleichmut entstehen kann und wie der entstandene Erwachensfaktor Gleichmut durch Entwicklung vervollkommnet werden kann.

[KEHRVERS:]

Auf diese Weise verweilt er hinsichtlich der dhammas, dhammas innerlich … äußerlich … sowohl innerlich als auch äußerlich betrachtend. Er verweilt, die Natur des Entstehens … des Vergehens … sowohl des Entstehens als auch des Vergehens in den dhammas betrachtend. Die Achtsamkeit ‚dhammas sind da’ ist in ihm gegenwärtig in dem Maße, das zum reinen Erkennen und für andauernde Achtsamkeit erforderlich ist. Und er verweilt unabhängig, an nichts in der Welt haftend. Genau so verweilt er hinsichtlich der dhammas, dhammas in der Form der sieben Erwachensfaktoren betrachtend.

[EDLE WAHRHEITEN:]

Sodann, ihr Mönche, verweilt er hinsichtlich der  dhammas,  dhammas  in der Form der vier edlen Wahrheiten betrachtend. Und wie verweilt er hin- sichtlich der dhammas, dhammas in der Form der vier edlen Wahrheiten betrachtend?

Hier erkennt er, wie es wirklich ist: ‚Dies ist dukkha’; er erkennt, wie es wirklich ist: ‚Dies ist das Entstehen von dukkha’; er erkennt, wie es wirklich ist: ‚Dies ist das Ende von dukkha’; er erkennt, wie es wirklich ist: ‚Dies ist der Weg, der zum Ende von dukkha führt’.

[KEHRVERS:]

Auf diese Weise verweilt er hinsichtlich der dhammas, dhammas innerlich … äußerlich … sowohl innerlich als auch äußerlich betrachtend. Er verweilt, die Natur des Entstehens … des Vergehens … sowohl des Entstehens als auch des Vergehens in den dhammas betrachtend. Die Achtsamkeit ‚dhammas sind da’ ist in ihm gegenwärtig in dem Maße, das zum reinen Erkennen und für andauernde Achtsamkeit erforderlich ist. Und er verweilt unabhängig, an nichts in der Welt haftend. Genauso verweilt er hinsichtlich der dhammas, dhammas in der Form der vier edlen Wahrheiten betrachtend.

[VORAUSSAGE:]

Ihr Mönche, wenn jemand diese vier satipatthanas auf diese Weise sieben Jahre lang entwickelt, kann eines von zwei Ergebnissen für ihn erwartet werden: entweder vollendete Erkenntnis hier und jetzt oder, wenn noch eine Spur von Anhaften übrig ist, Nichtwiederkehr.

Dahingestellt bleiben mögen die sieben Jahre … sechs Jahre … fünf Jah- re … vier Jahre … drei Jahre … zwei Jahre … ein Jahr … sieben Monate … sechs Monate … fünf Monate … vier Monate … drei Monate … zwei Monate … ein Monat … ein halber Monat … wenn jemand diese vier satipatthanas auf diese Weise sieben Tage lang entwickelt, kann eines von zwei Ergebnissen für ihn erwartet werden: entweder vollendete Erkenntnis hier und jetzt oder, wenn noch eine Spur von Anhaften übrig ist, Nichtwieder- kehr. In Bezug hierauf wurde also gesagt:

[DIREKTER WEG:]

Ihr Mönche, dies ist der direkte Weg zur Läuterung der Wesen, zur Überwindung von Kummer und Wehklage, zum Beenden von dukkha und Betrübtheit, zur Erlangung der richtigen Methode, zur Verwirklichung von Nibbana, nämlich die vier satipatthanas.“ So sprach der Erhabene. Die Mönche waren erfüllt und voller Freude ob der Worte des Erhabenen.

 

Anmerkung des Übersetzers:

1 Textgrundlage der Übersetzung: M I 55-63 (= Majjhima-nikaya, Sutta Nr. 10) [aus Analayo, Der direkte Weg Satipatthana, 2010, Beyerlein & Steinschulte S. 11ff]

2 Zur Erleichterung des Auffindens bestimmter Passagen der Lehrrede habe ich jeden Abschnitt mit einer kurzen Überschrift versehen, die sich nicht im Original findet.

3 In der Lehrrede selbst folgt auf jedes Verwesungsstadium des Leichnams der vollständige Kehrvers, den ich im Sinne einer besseren Lesbarkeit hier und in Abb. 1.1 gekürzt habe.

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