Meditation zur Kultivierung von Mitgefühl

herz karuna metta

Von Martine Batchelor

MARTINE BATCHELOR, Meditationslehrerin und Autorin, war viele Jahre Nonne in der koreanischen Zen-Tradition. Zusammen mit Ihrem Mann Stephen Batchelor lehrt sie weltweit die Praxis eines säkularen Dharma, u.a. im Bodhi-College.

Es gibt 4 Eigenschaften, die aktiv in der buddhistischen Meditation kultiviert werden können. Dies sind liebevolle Güte (metta), Mitgefühl (karuna), mitfühlende Freude (mudita) und Gleichmut oder Gelassenheit (upekkha). Diese 4 Eigenschaften werden zusammengefasst als brahmaviharas, die sogenannten “himmlischen Verweilungen“.

Mitgefühl

Mitgefühl zu kultivieren bedeutet, Einfühlungsvermögen in Bezug auf das eigene Leiden und das anderer Menschen zu zeigen. Es erkennt, dass Leiden existiert, dass es schmerzhaft ist und zu Isolation führen kann. Niemand kann wahrhaftig den Schmerz von jemand anderem fühlen, aber Sie versuchen, sich in ihn hinein zu versetzen. Halten Sie inne und hören Sie den Problemen anderer Menschen zu, und seien Sie präsent mit dem Leiden ihrer eigenen Person und dem anderer Menschen.

 

Anleitung zu einer geführten Meditation zur Kultivierung des Mitgefühls (karuna)

Die eigene Person

  • Finden Sie einen ruhigen Platz und setzen Sie sich in einer bequemen Position hin.
  • Erlauben Sie sich, an diesem Platz zur Ruhe zu kommen. Es gibt in diesem Moment nichts anderes zu tun, als Empathie und Mitgefühl für Sie selbst und andere zu haben.
  • Öffnen Sie jetzt Ihr Herz und richten Sie Ihre Aufmerksamkeit auf sich selbst. Schauen Sie über das hinaus, von dem Sie glauben, dass Sie es mögen.
  • Wenden Sie sich Ihnen, dem menschlichen Wesen zu, das Schmerz und Leid fühlen kann, und wünschen Sie sich selbst etwas Gutes.
  • Wiederholen Sie dabei folgende Sätze:

Möge ich frei von Schmerzen sein.

Möge ich frei von Kummer sein.

Möge ich frei von Gefahr sein.

Der engere Personenkreis

  • Weiten Sie jetzt Ihr Gewahrsein aus und richten Sie Ihr Mitgefühl auf die Menschen aus ihrem nahen Umfeld, auf eine Person nach der anderen.
  • Schauen Sie über das hinaus, von dem Sie glauben, wie und was diese Personen sind und erkennen Sie, dass dies menschliche Wesen sind wie Sie, lebendig und leidend wie Sie.
  • Wünschen Sie jedem einzelnen Gutes, während Sie die obigen Sätze mehrere Male wiederholen.

Alle Lebewesen

  • Dehnen Sie jetzt Ihr Mitgefühl auf alles aus, was draußen lebendig ist — Pflanzen, Bäume, Insekten, Tiere und Menschen. Wie Sie selbst, so wollen auch sie nicht leiden. Öffnen Sie Ihr Herz und wünschen Sie ihnen Gutes, indem Sie den Vers wiederholen.

Menschen, die Sie mögen

  • Lassen Sie jetzt Empathie den Menschen zukommen, die Sie mögen. Schauen Sie über das hinaus, was Sie an ihnen mögen, und wenden Sie sich dem menschlichen Wesen zu, das atmet und Schmerzen haben kann.
  • Wünschen Sie ihnen Gutes, indem Sie die Sätze wiederholen.

Menschen, die Sie weder mögen noch nicht mögen

  • Dehnen Sie jetzt Ihr Gewahrsein auf die Menschen aus, denen gegenüber Sie sich neutral fühlen: eine Ladenbesitzerin, ein Busfahrer, eine Nachbarin. Auch sie haben eine persönliche Geschichte, die Sie nur nicht kennen. Auch sie lieben und leiden.
  • Wenden Sie sich ihnen der Reihe nach zu und wünschen Sie ihnen Gutes, indem Sie die mitfühlenden Sätze wiederholen.

Menschen, mit denen Sie Schwierigkeiten haben

  • Bringen Sie nun Ihr Mitgefühl den Menschen entgegen, mit denen Sie Schwierigkeiten haben. Schauen Sie über das hinaus, was Sie an ihnen nicht mögen und wenden Sie sich dem menschlichen Wesen zu, das genau wie Sie leidet, wenn es Schmerzen hat.
  • Wünschen Sie ihm Gutes und wiederholen Sie im Stillen die Sätze.

Alle Menschen

  • Weiten Sie schließlich Ihr Gewahrsein noch einmal und öffnen Sie Ihr Herz und Ihre Fürsorge für alle Menschen:

Mögen alle Wesen frei von Schmerz sein.

Mögen alle Wesen frei von Kummer sein.

Mögen alle Wesen frei von Gefahr sein.

 

Adaptiert von “Geführte Meditation. Mitgefühl” aus dem Buch “Meditation” von Martine Batchelor. Arbor Verlag 2003, S. 90-93

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