Ist Buddhismus eine Religion?

Von Buddhastiftung

Diese Frage mag seltsam erscheinen, da man in jeder Liste der Weltreligionen den Buddhismus mit aufgeführt findet.
Eine ähnliche Frage ist die, was der Glaube der Buddhisten sei.

Religion wird von vielen Menschen gleichgesetzt mit einem Glauben an einen Gott.
Nach dieser Definition von Religion (und das ist nicht die einzige) ist der Buddhismus keine Religion.

Buddha ist kein Gott

  • Er kennt nicht den Glauben an einen höchsten Schöpfergott als Ursprung unserer Existenz. Der Buddhismus unterscheidet sich somit von den meisten Religionen dadurch, dass es sich um eine nicht-theistische Tradition handelt.
  • Buddha wird nicht als Gott verehrt, sondern als Lehrer, der seine eigene Lehre in seinem Leben auf diesem Planeten verwirklicht hat
  • Er ist in seiner urprünglichen Form auch kein Glaubenssystem. Er enthält zwar grundlengende Prinzipien (4 edle Wahrheiten/Aufgaben), die jedoch keinesfalls blind geglaubt oder akzeptiert werden sollen. Vielmehr ist der/die Praktizierende aufgefordert, die Gültigkeit durch eigene Erfahrung und Reflexion zu überprüfen.

In vielen Ländern wurde aus der Lehre eine Religion

Der Buddhismus hat sich jedoch in den vergangenen Jahrhunderten in vielen Traditionen z.B. in Indien, Tibet oder Thailand zu einem Glaubenssystem entwickelt. Buddha wird teilweise wie ein Gott verehrt. Dazu gehört der Glaube an die Wiedergeburt, Seelenwanderung, Glaube an übernatürliche Kräfte des Buddha oder von buddhistischen Lehrern. In diesem Sinne ist er dann Religion.

Allen buddhistischen Traditionen gemein ist jedoch, dass existentielle Fragen wie “Gibt es einen Gott oder Leben nach dem Tod? Ist das Universum endlich oder unendlich? Wer hat die Welt erschaffen” weniger wichtig sind, im Vergleich zu anderen Religionen.

Insbesondere der säkulare Buddhismus beschäftigt sich nicht mit diesen jenseitigen Glaubensfragen (Metaphysik), die der Buddha selbst auch nicht für wichtig hielt.

Buddhismus gibt eine Antwort auf die existenziellen Fragen des Daseins

Im buddhistischen Gleichnis vom vergifteten Pfeil ist der Mönch Māluṅkyāputta so beunruhigt, da der Buddha jenseitige (metaphysische) Glaubensfragen nicht angesprochen hat. Der Buddha reagiert, indem er ihn mit einem Mann vergleicht, der mit einem vergifteten Pfeil verwundet wurde. Der Verletzte lehnt jedoch jede Behandlung ab, solange er nicht sicher weiß, wer ihn erschossen hat, wie der Bogenschütze aussah, aus welchen Materialien der Pfeil bestand, und so weiter. Der Mann würde sterben, schließt der Buddha, ohne je eine Antwort auf diese Fragen zu bekommen (Majjhima Nikaya 63).

Diese Geschichte veranschaulicht auf schöne Weise, wie der Buddhismus einen praktischen Ansatz verfolgt, um die Herausforderungen im Hier und Jetzt sofort anzugehen: wenn im Leben Schwierigkeiten entstehen und wir Leiden erfahren, so gilt es in jedem Moment so zu handeln, wie wenn wir von einem Pfeil getroffen worden wären.

Der Buddha lehrte, dass es klug ist, sich nicht auf irrelevante Details zu konzentrieren, sondern den Pfeil zu entfernen. Anstatt zu versuchen, jenseitige Fragen zu beantworten, fordert uns der Buddhismus auf, nach innen zu schauen und uns zu fragen: “Wie kann ich kreativ mit den Schwierigkeiten meines Lebens umgehen?”.

In diesem Sinn ist der (säkulare) Buddhismus eine Lebensweise oder eine Philosophie. Er ist darüber hinaus ein Übungssystem für eine ein ethisches und zufriedenes Leben und nicht von dogmatischen Überzeugungen abhängig. Der säkulare Buddhismus beschäftigt sich nicht mit diesen Glaubensinhalten und

Der Buddha ermutigte seine Zuhörer, seine Lehren in ihrem eigenen Leben selbst zu testen.

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