Wo fange ich an, wenn mich Buddhismus interessiert?

wo fange ich an buddhismus

Von Buddhastiftung

1. Motivation und Ziele klären

Was hat dich dazu gebracht, dich mit Buddhismus zu beschäftigen?

Häufig sind es äußere Umstände im Leben, die wir nicht kontrollieren können oder an denen wir nichts ändern können, zum Beispiel eine Krankheit oder Schwierigkeiten im Beruf oder in der Partnerschaft.
Oder wir haben den Wunsch, ein sinnerfülltes Leben zu führen und wissen nicht, wohin wir sollen.
Egal was es ist, es ist wichtig dir selbst gegenüber ehrlich zu sein und klar zu benennen, was dich motiviert hat, dich mit Buddhismus zu beschäftigen.
Genauso wichtig ist es dir darüber Klarheit zu verschaffen, ob du ein bestimmtes Ziel verfolgst, wenn du dich mit dem Buddhismus beschäftigst oder ob du einfach erproben möchte, wie sich die Buddhas Lehre in deinem Leben auswirkt.
Die so gewonnene Klarheit hilft uns im Lauf der buddhistischen Übungspraxis zu erkennen, ob die ursprünglich gesetzten Ziele realistisch und erreichbar sind oder vielleicht besser losgelassen werden sollten.

 

2. Die Herausforderung erkennen und annehmen

Buddhismus ist kein Ponyhof. In den Medien wird oft ein Bild vom Buddhismus gezeichnet, das nach grenzenloser Entspannung, Wellness und Entrücktheit aussieht. Wer so etwas erwartet, geht besser in ein Wellness-Hotel und lässt sich massieren.
Die Praxis des Buddhismus erfordert eine Offenheit in der Begegnung mit sich selbst, die unter Umständen zeitweise alles andere als entspannend ist. Ein zentraler Aspekt der buddhistischen Übungspraxis ist es, sich unvoreingenommen dem zu öffnen was in jedem Moment im eigenen Bewusstsein präsent ist, und das kann herausfordernd sein.
Für Menschen mit einem religiösen Hintergrund anderer Religionen kann es zudem herausfordernd sein, das tröstliche Jenseits eines Paradieses oder eines für Gerechtigkeit sorgenden Gottes infrage zu stellen.
Der Buddhismus bietet das nicht, sondern betont die Selbstverantwortung für das eigene Handeln und dessen Konsequenzen.

 

3. Vertrauen ist gut, testen ist besser

Buddha hat keine Glaubenswahrheiten über das Universum verkündet, sondern eine dauerhafte Übungspraxis für unser Leben beschrieben.
Er hat auch ausdrücklich empfohlen, seine Lehre in jedem Einzelfall persönlich zu überprüfen und nur mit der Praxis fortzufahren, wenn man den Aussagen seiner Lehre folgen und durch eigene Erfahrung bestätigen kann.
Um einen Geschmack davon zu bekommen, welche Auswirkungen Buddhas Lehre im eigenen Leben hat , ist ein skeptisches Grundvertrauen hilfreich (s.u.).
In Kombination mit einer Portion Geduld solltest du als Anfänger dir die Zeit nehmen, die buddhistische Lehre und Übungspraxis zu erforschen, bevor du entscheidest, ob dies dein Weg ist oder nicht.

 

4. Die beste Form von Buddhismus

Für Anfänger ist es sehr verwirrend sich im Dschungel der verschiedenen buddhistischen Traditionen und Gruppen zurechtzufinden.
Die buddhistische Lehre hat sich in den letzten 2500 Jahren von Indien und Nepal aus in die benachbarten Länder ausgebreitet und sich an die kulturellen Gegebenheiten der einzelnen Länder angepasst. Die einzelnen Traditionslinien werden auch Schulen genannt.

Dadurch sind zusätzliche buddhistische Texte und Rituale entstanden, die sich teilweise erheblich voneinander unterscheiden. Der Buddhismus hat jedoch unverändert gemeinsame Grundlagen auf deren Basis alle Traditionen aufbauen (zum Beispiel vier edle Wahrheiten, achtfacher Pfad).

Die zwei Hauptzweige des Buddhismus sind Theravada und Mahayana.

Theravada ist die älteste Schule des Buddhismus und ist verbreitet in Sri Lanka, Thailand, Kambodscha, Myanmar und Laos. Der säkulare Buddhismus bezieht sich vorwiegend auf die frühesten buddhistischen Texte (Palikanon).

Mahayana ist die Tradition des Buddhismus in China, Japan, Taiwan, Nepal, Korea, Vietnam und der Mongolei.
Zen-Buddhismus gehört zum Mahayana vor allem in China, Japan und Korea. Daneben gibt es noch kleinere Gruppen innerhalb des Mahayana.

Vajrayana wird als Variante des Mahayana oder als dritte eigenständige Form angesehen und ist die Form des Buddhismus, die in Tibet und zum Beispiel vom Dalai-Lama praktiziert und gelehrt wird.
Ohne eine grundlegende Kenntnis der Unterschiede der einzelnen Traditionen ist es mehr oder weniger Zufall, bei welcher Schule man sich wiederfindet.
Schon allein die Tatsache, dass Millionen Menschen unterschiedlichen Traditionen folgen zeigt, dass es nicht DIE beste Form von Buddhismus gibt.
Da die Menschen im Westen in der Regel keine familiäre oder gesellschaftliche Bindung zu einer buddhistischen Tradition haben (wie z.B. in Thailand), liegt es in der Verantwortung jedes einzelnen sich der Tradition zuzuwenden, die am besten zum eigenen Hintergrund passt. Im Laufe eines buddhistischen Lebensweges ist es nicht ungewöhnlich, dass auch mehrmals ein Wechsel der Traditionen erfolgt.

Säkularer Buddhismus bzw.  Praktizierende eines säkularen Buddhismus stehen mit unterschiedlichen buddhistischen Linien in Verbindung.  Der säkulare Buddhismus hat sich aus verschiedenen Reformierungsbestrebungen innerhalb verschiedener Schulen des Buddhismus entwickelt. In einer säkularen Dharma-Gemeinschaft ist Aufgeschlossenheit und Toleranz von großer Bedeutung, niemand wird aufgrund von ethnischer Zugehörigkeit, Geschlecht, Fähigkeit, Überzeugungen oder Glauben diskriminiert. Niemand muss bestimmte metaphysische Überzeugungen übernehmen oder sich an Aktivitäten beteiligen, die im Allgemeinen mit Religion – ob buddhistisch oder nicht – verbunden sind, wie z.B. Chanten oder Beten. Gleichzeitig sind Praktizierende eines säkularen Dharma tolerant gegenüber allen buddhistischen Traditionen. Mehr dazu hier >

 

5. Eine Gruppe, einen Lehrer oder eine Lehrerin finden

Eine Meditationsgruppe finden
Auch hier gilt, dass die Grundlagen für die buddhistische Meditation im Wesentlichen von allen Traditionen auf Basis dessen erfolgt, was der Buddha gelehrt hat. Allerdings unterscheiden sich je nach Tradition die Zielsetzung, Details, Ausgestaltung, Rituale und Anderes teilweise erheblich.
Das Erlernen der Meditation kann zwar allein erfolgen, jedoch ist die Anleitung eines Lehrers und Praxis in einer Gruppe neben der eigenen persönlichen Praxis durch nichts zu ersetzen.
Meditationspraxis in einer Gruppe wird auch oft auch traditionsübergreifend angeboten, sodass ohne Probleme Anfänger mit der Gruppe üben können.

Die wichtige Auswahl eines Lehrers bzw. einer Lehrerin.

Nicht wenige traditionelle Gruppen haben aus ihrer Geschichte heraus eine hierarchische Lehrer-Schüler Beziehung, die damit
begründet wird, dass nur durch eine sehr enge persönliche Beziehung zum Lehrer Fortschritte auf dem entsprechenden buddhistischen Weg zu erzielen sind.
Speziell in Traditionen, die davon überzeugt sind, die einzig perfekte Form des Buddhismus zu praktizieren, wird oft eine bestimmte Form von Kontrolle über den Schüler ausgeübt.
Hier gilt es wachsam zu sein und sein Schicksal nicht in fremde Hände abzugeben.
Im Buddhismus gibt es keine unfehlbaren Meister, sondern durchaus fehlbare lehrende Menschen, bei denen über Jahre Missbrauch dokumentiert worden ist. Eine Recherche im Internet ist dabei oft erhellend.

Toxische Gruppenstrukturen zu erkennen ist wichtig, dazu gibt es einen Leitfaden der DBU.

Im säkularen Buddhismus gibt es keine Meister, Gurus oder feste Gruppenstrukturen

Der säkulare Buddhismus fördert und übt eine skeptische Grundhaltung.

Die Praktizierenden organisieren sich selbst in Netzwerken, in Deutschland im Säkularen Buddhistischen Netzwerk (SBN).

Es gibt Vordenker wie Stephen Batchelor, deren Interpretation des Buddhismus von den säkularen Buddhisten mal mehr oder mal weniger geteilt wird. Diese Vordenker sehen sich im Sinne der Gleichheit aller jedoch weder als Leiter einer Gruppe noch als Führer einer Bewegung.

Die Grundlagen des (säkularen) Buddhismus online erlernen und Fragen klären

Wir bieten einen Online-Kurs auf einer Lernplattform mit Begleitung, 6 Wochen, kostenlos

Lerne (säkularen) Buddhismus verstehen als Anfänger oder Erfahrener aus anderen Traditionen und mach dir unvoreingenommen ein Bild des säkularen Dharma. Lerne Buddhas Weg selbstbestimmt zu praktizieren, zu meditieren.

 

6. Nichts blind glauben!

Der Buddha forderte jeden dazu auf, Lehrer und Lehren zu hinterfragen

Das Hinterfragen aller Lebensaspekte umfasst auch den Lehrer oder die Lehrerin, der sich nur durch seine persönliche Erfahrung auf dem buddhistischen Übungsweg und dem Wissen dazu vom Anfänger unterscheidet.

Lehrrede an die Kalamer (Kalama Sutta)

Dabei stützt sich der säkulare Buddhismus in Bezug auf Skepsis und Zweifel als heilsames Mittel auf die Aussagen des Buddha im Palikanon (Rede an die Leute von Kalama; siehe auch S. Batchelor, Jenseits des Buddhismus S. 41-43):

„Es kommen da, o Herr, einige Asketen und Brahmanen nach Kesaputta; die lassen bloß ihren eigenen Glauben leuchten und glänzen, den Glauben anderer aber beschimpfen, schmähen, verachten und verwerfen sie. Wieder andere Asketen und Brahmanen kommen nach Kesaputta, und auch diese lassen bloß ihren eigenen Glauben leuchten und glänzen, und den Glauben anderer beschimpfen, schmähen, verachten und verwerfen sie. Da sind wir denn, o Herr, im Unklaren, sind im Zweifel, wer wohl von diesen Asketen und Brahmanen Wahres, und wer Falsches lehrt.“ – „Recht habt ihr, Kalamer, dass ihr da im Unklaren seid und Zweifel hegt. In einer Sache, bei der man wirklich im Unklaren sein kann, ist euch Zweifel aufgestiegen.
Geht, Kalamer, nicht nach Hörensagen, nicht nach Überlieferungen,  nicht nach Tagesmeinungen, nicht nach der
Autorität  heiliger Schriften, nicht nach bloßen Vernunftgründen und  logischen Schlüssen, nicht nach erdachten Theorien und bevorzugten Meinungen, nicht nach dem Eindruck persönlicher  Vorzüge, nicht nach der Autorität eines Meisters! Wenn ihr aber, Kalamer, selber erkennt: Diese Dinge sind unheilsam, sind verwerflich, werden von Verständigen getadelt, und, wenn ausgeführt und unternommen, führen sie zu Unheil und Leiden‘, dann o Kalamer, möget ihr sie aufgeben.“
(Kalama Sutta, Anguttara Nikara, 3-66)

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