Was heisst es, den Weg des säkularen Dharma zu gehen?
Mit seinen 10 Thesen versucht Stephen BatchelorStephen Batchelor ist ein buddhistischer Lehrer und Autor zahlreicher Bücher. Er ist ein Vordenker des säkularen Buddhismus. Mit seiner Frau Martine lebt er in Frankreich. Er hä... Mehr >* die Essenz dessen darzustellen, was es für das Leben heisst, den säkularen Weg des DharmaDer Begriff Dharma (Dhamma in Pali) bedeutet wörtlich "das Tragende" oder "das was hält", also das, an was man sich halten kann. Es bezeichnet im säkularen Buddhismus Buddhas Le... Mehr > zu beschreiten.
10 Thesen
1. Ein säkularer Buddhist oder eine säkulare Buddhistin ist jemand, der oder die sich in der Praxis des DharmaDer Begriff Dharma (Dhamma in Pali) bedeutet wörtlich "das Tragende" oder "das was hält", also das, an was man sich halten kann. Es bezeichnet im säkularen Buddhismus Buddhas Le... Mehr > allein dem Wohl dieser Welt verpflichtet fühlt.
2. Die Praxis des Dharma umfasst vier AufgabenVier Aufgaben sind der säkulare Begriff für die Vier edlen Wahrheiten, den Kern der buddhistischen Lehre. Sie waren Inhalt der ersten Lehrrede des Buddha und sind an zahlreichen ... Mehr >: das Leiden umarmen, ReaktivitätReaktivität im buddhistischen Sinne bezeichnet gewohnheitsmäßige, quasi-automatisch ablaufende Reaktionen, die das Leben in uns hervorruft, wenn wir unreflektiert, unbewusst ein... Mehr > loslassen, das Aufhören der Reaktivität betrachten und einen ganzheitlichen Lebensweg kultivieren.
3. Alle Menschen, ungeachtet ihres Geschlechts, ihrer Rasse, sexuellen Orientierung, ihrer Behinderungen, ihrer Nationalität und ihrer Religion, können diese vier AufgabenVier Aufgaben sind der säkulare Begriff für die Vier edlen Wahrheiten, den Kern der buddhistischen Lehre. Sie waren Inhalt der ersten Lehrrede des Buddha und sind an zahlreichen ... Mehr > praktizieren. Jede Person hat, in jedem Moment, das Potential, wacher, empfänglicher und freier zu sein.
4. In der Dharmapraxis kümmert man sich gleichermaßen darum, wie man im öffentlichen Raum spricht und handelt, wie darum, den spirituellen Übungen im privaten nachzugehen.
5. Der Dharma dient den Bedürfnissen der Menschen zu bestimmten Zeiten und an bestimmten Orten. Jede Form, die der Dharma annimmt, ist eine vergängliche menschliche Schöpfung, abhängig von den historischen, kulturellen, sozialen und ökonomischen Bedingungen, die ihn hervorgebracht haben.
6. Der oder die Praktizierende ehrt die Lehren des Dharma, wie sie von den verschiedenen Traditionen überliefert worden sind, versucht aber gleichzeitig, sie kreativ und stimmig für die Welt, wie sie jetzt ist, umzusetzen.
7. Die Gemeinschaft der Praktizierenden wird von autonomen Individuen gebildet, die sich gegenseitig bei der Kultivierung ihres Pfades unterstützen. In diesem Netzwerk gleich gesinnter Individuen respektieren die Mitglieder die Gleichheit aller und erkennen gleichzeitig das spezifische Wissen und die Expertise an, die jede Person mitbringt.
8. Praktizierende verschreiben sich einer Ethik der Sorgfalt und Fürsorge, gegründet auf Empathie, MitgefühlSiehe karuna > Mehr > und Liebe für alle Wesen, die sich auf dieser Erde entwickelt haben.
9. Praktizierende versuchen, die strukturelle Gewalt in Gesellschaften und Institutionen zu verstehen und zu mindern, ebenso wie die Wurzeln der Gewalt in sich selbstDas Selbst oder Ego ist die komplexe Funktion des Geistes, die dazu dient unseren Alltag zu strukturieren und ordnen. Es ist aus buddhistischer Sicht an der Entstehung von Leiden b... Mehr >.
10. Praktizierende des Dharma streben danach, eine Kultur des ErwachensErwachen (Pali: bodhi) wird auch übersetzt mit Erkenntnis und Wissen. Erwachen ist die Einsicht, die der Buddha durch Übung erreicht und in seiner ersten Lehrrede gelehrt hat. Er... Mehr > zu fördern, die in buddhistischen wie nicht-buddhistischen, religiösen und säkularen Quellen ihre Inspiration findet.
* Aus Stephen Batchelor, “Jenseits des Buddhismus”, S. 463